Diesen Satz habe ich heute beim Mittagslunch im Parkcafé inMünchen entdeckt und mir gedacht, wieviel Wahrheit doch in dieser Aussage zumThema „Geld“ steckt. Natürlich soll das kein Aufruf zum Alkoholismussein, denn „Bier“ kann durch beliebig andere Begriffe ersetzt werden.Und wem der Begriff „Glück“ nicht gefällt, der kann ihn auch durch„Zufriedenheit“ ersetzen.

Was hältst Du von folgender Aussage: „Geld macht frei undsorglos, macht das Leben lustig und leicht. Geld und Glück sind sozusagen wiegute Geschwister“

Stimmt der Glaubenssatz wirklich?

Alle Befürworter müssen nun ganz stark sein!

Denn – aus psychologischer Sicht – kann kein direkter Zusammenhangzwischen Geld und Glück festgestellt werden. Etliche Untersuchungen zeigen zwar,dass Geld langfristig etwas zufriedener machen kann, weil es Sicherheitvermittelt. Aber deswegen stehen vermögende Menschen nicht automatisch jedenMorgen überglücklich auf.

Eine Studie der University of British Columbia kam bei einerStudie mit mehr als 12’000 Teilnehmern zu folgendem Ergebnis:

Es gibt keinen messbaren Zusammenhang zwischen viel Geld und demtäglichen Glücksgefühl. Menschen mit hohem Einkommen sind zwar zufriedener mitihrer finanziellen Situation und machen sich weniger Sorgen. Aber dieallgemeine Lebenszufriedenheit ist deshalb nicht höher als beim Durchschnitt.

Geld ist kein prominenter und verlässlicher Glücksbringer

Interessante Erkenntnis der Studie ist jedoch, dass es einenZusammenhang zwischen wenig Vermögen und dem täglichen Gefühl des Traurigseinsgibt. Er ist zwar nicht extrem gross, aber doch messbar vorhanden. Woran liegtdas?

Auf den ersten Blick klingt das erst einmal unlogisch. Viel Geldmacht nicht glücklich, aber weniger macht traurig. Darauf haben Experten zumGlück eine Antwort:

Glück und Traurigkeit sind nicht getrennt voneinander zu sehen,sind nicht zwei Seiten der Medaille.

Wer nicht traurig ist, muss damit nicht automatisch glücklichsein. Wer nicht glücklich ist, muss nicht automatisch traurig sein. Klingt ersteinmal theoretisch, lässt sich aber leicht erklären:

Vermögende Menschen haben eher das Gefühl und die„finanzielle Sicherheit“, schwierige Situationen besser meistern zukönnen.

Geht das Auto oder der Kühlschrank kaputt, beschäftigt dasMenschen mit wenig Geld deutlich mehr als vermögende Menschen. Für die ist dasProblem schnell erledigt, indem sie das kaputte Teil einfach reparieren oderneu kaufen. Bei Menschen ohne Ersparnisse oder hohem Einkommen kann alleine derGedanke daran das Wohlbefinden massiv und in den Keller schicken.

Armut macht traurig

Wenn unvermögende Menschen z.B. arbeitslos werden oder aus demBildungssystem herausfallen, dann wird deren Wohlbefinden stark beeinträchtigt.Sie sind weniger zufrieden mit ihrem Leben. Und zwar langfristig. An Armutgewöhnt man sich nämlich nicht.

Anders sieht das bei vermögenden Mitmenschen aus. An Reichtum kannman sich nämlich recht schnell gewöhnen.

Nach dem Kauf des 200’000 Euro teuren Porsche bereitet dieJungfernfahrt sicher mehr Freude und erzeugt mehr Glücksgefühle, als wenn derTachozähler die 200’000 Kilometer überschreitet.

Wir sprechen dann von der „hedonistischen Tretmühle“.Wahrscheinlich kennst Du auch das Gefühl, dass Du Dich schnell an DeinEinkommen oder Luxus gewöhnst und diesen gar nicht mehr so richtig schätzenkannst. Er ist ja da.

In diesem Zusammenhang gibt es noch einen anderen Begriff, derstark damit zusammen hängt. Vielleicht hast Du auch schon davon gehört bzw. imStudium lernen müssen. Es handelt sich um den „abnehmenden Grenznutzen“. Das bedeutet in unserem Fall nichts anderes, als dass Menschen, die z.B. dieArmut hinter sich gelassen haben, schnell an alles (Luxus etc.) gewöhnen, sogaran den jährlichen Bonus oder Gehaltserhöhung.

Da stellt sich mir die Frage: Wenn mehr Geld und wachsenderWohlstand Dich nicht automatisch glücklicher macht, warum streben wir dannrastlos nach immer mehr Geld und Vermögen?

Die meisten Menschen wollen einfach glauben, dass es ihnen bessergeht, wenn sie mehr verdienen oder vermögender sind. Im Grunde unterliegen sieeiner Selbsttäuschung, die jedoch unabdingbar für eine wachsende Wirtschaft istund unsere Gesellschaft am Leben hält, denn damit arbeiten sie mehr, verdienenmehr und konsumieren mehr.

Weshalb entscheiden sich die meisten für  50’000 statt 100’000 Gehalt?

Die folgende Umfragestudie wurde tatsächlich so erstellt und eskam zu einem – eigentlich kaum nachvollziehbarem – Ergebnis:

Die Teilnehmer wurden gefragt, ob sie lieber in Welt A lebenmöchten, in welcher das Durchschnittsgehalt bei 25 000 und das eigene Einkommenbei 50 000 Euro liegt, oder aber in Welt B, in der das Durchschnittseinkommen250 000, das eigene Einkommen aber 100 000 Euro beträgt.

Die meisten Menschen entschieden sich für die Welt A, obwohl siedafür auf die Hälfte des Einkommens verzichten.

Wie hättest Du Dich entschieden?

Die meisten von Euch würden – nach dem Lesen dieses Artikels –wahrscheinlich sagen: Natürlich wähle ich die 100’000!

Weshalb aber der Grossteil der Teilnehmer sich für die 50’000entscheidet, hat folgenden Grund:

Selbst mit weniger Geld im Lohnbeutel wären sie – relativ – besserdran im Vergleich zum Durchschnitt ihrer Mitmenschen, was offenbar mehrBefriedigung verschafft. Die meisten vergleichen Ihre Vermögens- oderEinkommenssituation mit dem ihrer Nachbarn. Wenn sie schlechter abschneiden,fühlen sie sich schlecht.

Genau dieses Konkurrenzdenken hält also die Wirtschaft aufTrab und lasst die Konjunktur wachsen. Und schuld daran ist der Nachbar… 😉

Was ich aus all dem mitnehme, ist folgende Erkenntnis:

Es geht nicht darum, wieviel Du auf dem Konto oder Lohnzettelhast. Menschen, die sich ausschliesslich darüber definieren, stehen intäglicher Konkurrenz zu ihrem Nachbarn, Arbeitskollegen und der ganzenMenschheit und werden damit langfristig niemals glücklich.

Auch ich erwische mich manchmal, in genau diese„Psycho-Falle“ zu tappen. Und genau dann kommt ein Plakatspruch „Geldallein macht nicht glücklich – Du musst Dir schon Bier davon kaufen“genau richtig. Sie zeigen mir, dass es nicht wichtig ist, wieviel Geld Du aufder hohen Kante hast, sondern was Du damit machst. Und wenn es „nur“ist, ein schönes Weizenbier in einem Münchner Biergarten bei Sonne undangenehmen Frühlingstemperaturen zu geniessen….

Das Leben kann so schön sein. Lassen wir es uns durch unser Geldnicht vermiesen!

In diesem Sinne,

Prost und herzliche Grüsse,

Jürgen